Ernst Hinterberger

1931 - 2012

Elektriker, Polizeischule, Bibliothekar. Seit 1965 Autor zahlreicher Romane, Krimis und Hörspiele.

Sein "Mundl" Edmund Sackbauer, (Anti-)Held der Fernsehserie "Ein echter Wiener geht nicht unter" (1975-1979), wurde im gesamten deutschen Sprachraum zum Inbegriff des Wiener Gemeindebau-Bewohners. Drehbücher für mehrere „Tatort“-Sendungen, „Kaisermühlen Blues“ und „Trautmann“

 

 

 

SALZ DER ERDE

von Ernst Hinterberger

Erscheinungsjahr: 1966 Zsolney-Verlag

Ein authentisches Zeitdokument (im Roman sind Hinweise, dass er 1964 spielt)

drastisch

und direkt

das Leben in Favoriten

Menschen

aus Fleisch und Blut

 

Edmund Sackbauer

dessen Frau Toni

seine Kinder

Karl und Hanni

Johann Sackbauer, der "Schani Onkel"

 

allesamt schillernde Charaktere

vom Autor

klug konzipiert

und lebensecht gezeichnet.

 

Erst im vierten Kapitel des Ersten Teiles des dreiteiligen Romanes "Salz der Erde", d.h. erst nach gut rund 40 Seiten, tritt Karl Sackbauer in Erscheinung.

Nicht nur das äußere Bild des Mundl-Sohnes, der im Roman nur ganz selten Karli genannt wird, unterscheidet sich von dem Karl Sackbauer der TV-Serie, auch sein Leben entwickelt sich ganz anders.

Karl Sackbauer verlässt aus freien Stücken den "Konsum". Er kehrt dem Stemmerclub den Rücken, um Berufscatcher am Heumarkt zu werden und verlässt seine Freundin Irmi. Keine glückliche Ehe, keine Kinder René und Petra.

In Frankreich verdingt sich Karl Sackbauer als Catcher und erlebt einen kometenhaften Aufstieg. Eine dubiose Frauenbeziehung und Wohlstand prägen sein Leben in Paris.

Karl Sackbauers letzte Szene im Roman ist ein Wiedersehen mit seinem Vater nach einer Zeit langer Trennung.

 

"Es ist interessant, das Buch mit der filmischen Umsetzung zu vergleichen. Was wurde im TV und im Kino weggelassen, weil man es dem Publikum nicht zumuten wollte? Nicht zuletzt ist "Salz der Erde" auch ein authentisches Zeitdokument. Im Text ist der Hinweis enthalten, dass die Handlung im Jahr 1964 spielt. Urlaubsreisen nach Italien sind nun für jedermann erschwinglich, die Bombenattentate in Südtirol sorgen für Gesprächsstoff. In der Straßenbahn zwickt ein griesgrämiger Schaffner die Karten und ruft: "Bitte vor-gehen!". Die Antibabypille ist gerade erst erfunden, Abtreiben steht noch unter Strafe ... In "Salz der Erde" war Mundl ein Antisemit. Als er aus dem Stemmer-verein hinausgeschmissen wird, kreisen in seinem Kopf hässliche Gedanken: "Juda verrecke hatte der Hitler gesagt, und recht hatte er gehabt! Zu dumm, dass die vom Verein keine gewesen waren.Eigentlich hätten sie alle miteinander vergast gehört." An anderer Stelle entpuppt er sich als xenophob: "Ausländer gehören in die Würscht – zuerst kommt der Wiener, dann kommt lange nichts . " In derNeuauflage bei Deuticke aus dem Jahr 1995 fehlen diese zwei Passagen. Aber beide Buchausgaben sind ohnedies vergriffen. Es ist ein Verdienst des "Echo-Verlages", dass "Salz der Erde" überhaupt noch lieferbar ist.

Auszug aus Mundls Methamorphosen von Robert Sedlazcek WIENER ZEIZUNG 13. Dezember 2008