Am Ende des Tages
ECHTE WIENER GEHEN NIE UNTER.
Karli Sackbauer alias Klaus Rott erzählt, wie er mit seinem Vater einmal einer Meinung war, und wie sein Sohn René den Standpunkt seines Vaters und Großvaters keineswegs teilte.
Unlängst hab ich die Mama mit
zwei Fragen überrascht. Ich
wollte von ihr wissen, wie viel
Stunden ein Tag hat. „Was soll
denn die Fragerei, Karli? Natürlich
vierundzwanzig. Das weiß doch jedes Kind“,
hat sie gemeint. „Genau: Der Tag hat vierundzwanzig
Stunden. Und wann ist er aus, Mama,
der Tag?“, hab ich sie gefragt. „Natürlich um
Mitternacht. Dann fangt ein neuer Tag an.“
„Bingo. Das seh ich genauso.“ Der Papa wollte
wissen, ob ich narrische Schwammerln g’essen
hab, weil ich so hollermäßige Fragen stell.
„Hab ich nicht, Papa. Aber der Spruch von
den Politikern, dass man ‚am Ende des Tages‘
irgendwas sehen oder ‚am Ende des Tages‘ sichetwas zeigen wird, der geht mir irrsinnig auf
den Geist.“ Mich regt das nämlich unglaublich
auf, wenn z.B. in der ZiB 2 ein Wirtschaftsforscher
oder ein Politiker meint, dass man „am
Ende des Tages“ irgendwas wissen wird. Bitte,
warum sagt der Moderator dann nicht: „Ihre
Prognose ist wirklich äußerst beein druckend, in
knapp zwei Stunden, um Mitternacht, werden
wir dann sehen, ob Ihre Be hauptung stimmt.“
Noch g’scheiter wäre überhaupt gewesen, den
Studiogast mit seinen prophetischen Gaben
gleich in die ZiB 24 einzuladen, dann hätte er
nämlich nichts mehr vorhersehen müssen. Der
Papa war ganz meiner Meinung.
Dann hat sich mein Herr Sohn, der René,
in die Diskussion eingemischt. Er hat uns
vorg’halten, dass der Papa und ich das viel zu
wörtlich nehmen würden. Der „Tag“ in dem
Satz würde, hat er uns umständlich erklärt,
ganz allgemein für eine gewisse Zeitspanne
stehen, an deren Ende man dann eben Bilanz
zieht. „Das kann ein Konjunkturzyklus,
eine Legisla turperiode oder sonst was sein“,
hat er oberg’scheit daherg’redet. „Es gibt
Redensarten, die man eben nicht eins zu eins
verstehen darf.“ Wenn im Fernsehen z.B. ein
Klimaexper te davon spricht, dass es „fünf Minuten
vor 12“ sei, machen der Papa und ich ja
auch kei nen Zeitvergleich, schauen nach, ob
unsere Uhren richtig gehen, oder vielleicht die
von dem Interviewten vor- oder nachtickt. Der
Papa hat dann dem René gewaltig widersprochen.
„Du vergleichst Birnen mit Äpfeln. Das
eine ist eine Redensart, das andere ist ein deutig
ein Schwachsinn. Ein Politiker soll net allgemein
herumschwafeln, wenn es auch genau
geht. Soll er von mir aus sagen, ‚am Ende des
Faschingdienstags 2011 wird man begreifen,
dass Schluss mit lustig ist‘. Der René hat dann
was von „Schwachsinn, Opa!“ g’sagt. Da ist
dann der Papa gewaltig hoch’gangen und dabei
selber in die Politiker-Speech-Falle getappt:
„Eins sag ich dir, René: Du wirst am Ende
des Tages auch noch ka pieren, dass dein Opa
keinen Blödsinn daherredet.“ Oder hat
er mein Buam für einen Blitzgneißer
g’halten??